Schriftfamilien in Webseiten

Zur Gestaltung einer professionellen Geschäftsausstattung gehört auch, dass die verwendeten Schriften sorgfältig ausgesucht werden und durch alle Medien hindurch verwendet werden können. Während das bei gedruckten Medien in der Regel keine Probleme macht, stehen Webdesigner oft vor einem erklärungsbedürftigem Problem, denn in Webseiten lassen sich nur eine Handvoll Schriften verwenden.

Warum ist das so?

Zum einen ist der Grund technischer Natur, zum anderen ist es ein rechtliches Problem.

Das Technik-Problem

Verwendet man z.B. für einen Textabsatz die Schriftfamilie „Frutiger“, dann kann ein Besucher der Webseite die Darstellung des Absatzes mit dieser Schrift nur dann sehen, wenn er diese Schriftart auf seinem PC installiert hat. Hochwertige Schriften, wie z.B. Frutiger eine ist, gehören aber nicht zur Grundausstattung eines Betriebssystems und sind deshalb bei den meisten Anwendern nicht vorhanden. Und wenn eine Schrift nicht vorhanden ist, dann verwendet der Browser eine vom Webdesigner angegebene Ersatzschriftart. Und das ist dann meistens eine Schriftart, von der man weiß, dass sie beim Anwender sicher vorhanden ist.

Unter Windows und Mac sind das folgende Schriften:
http://www.ampsoft.net/webdesign-l/WindowsMacFonts.html

Verständlicherweise mag sich aber nicht jeder Gestalter und jeder Kunde mit den beschränkten Möglichkeiten zufrieden geben. Nach dem Motto „wo ein Wille ist, da ist auch Weg“ wurden deshalb schon vor einigen Jahren die so genannten „ImageReplacement“ – Methoden geschaffen, mit denen man zumindest Überschriften in der gewünschten Schriftart darstellen konnte.

Wie der englische Name schon ausdrückt wird hierbei ein Text einfach in eine Grafik umgewandelt und in dieser Grafik kann man dann – wie im Druck auch – jede gewünschte Schriftart verwenden. Das Verfahren ist aber ziemlich aufwändig und daher auch kostspielig, außerdem kann, bei massivem Gebrauch, die Webseite langsamer werden.

Das rechtliche Problem

Gegenüber der Webtechnik von vor 5-6 Jahren hat es in Sachen Schrift inzwischen einige Änderungen gegeben, die diese umständliche Methode stark vereinfachen. Technisch ist es heute durchaus möglich die gewünschte Schrift einfach auf dem Server zu hinterlegen und jede Schrift zu verwenden, die gewünscht wird.

Anwenden lässt sich das aber trotzdem nicht weil allein mit der Technik das rechtliche Problem noch nicht gelöst ist. Die Lizenzgeber kommerzieller Schriftarten fordern, dass jeder, der auf seiner Webseite eine kommerzielle Schriftart verwendet, nicht nur eine gültige Lizenz besitzen muss, sondern auch sicherzusstellen hat, dass die Schrift vor illegalem Download geschützt ist.

Eine Schrift, die auf einer Webseite Verwendung finden soll, ist jedoch nichts weiteres als eine Datei in einem bestimmten Format. Schiebt man diese auf den Server hoch damit alle Besucher die Webseite mit dieser Schriftart sehen können, kann sie auch von jedem dieser Besucher heruntergeladen werden. Das ist zwar illegal, aber wie heißt es doch: „Wo kein Kläger, da kein Richter“.
Aber – der Mensch wäre nicht Mensch, wenn es nicht auch hierfür schon verwendbare Lösungsansätze geben würde.

1. Cufon
Cufon ist eine auf Javascript basierende Methode, die zumindest optisch sehr einfach akzeptable Ergebnisse liefert und rechtlich sicher ist. Nachteilig ist jedoch, dass der via Cufon dargestellte Text nicht mehr mit der Maus markiert und kopiert werden kann. Sofern ein Text nicht explizit vor dem Kopieren geschützt werden soll, empfiehlt es sich nur Überschriften damit auszustatten und Cufon nicht für umfangreiche Fließtexte anzuwenden.

2. Typekit
http://typekit.com/
Typekit ist ein Dienst, der die rechtssichere Einbindung von Schriften auf Mietbasis ermöglicht. Die Preise sind moderat, aber abhängig davon wie oft eine Webseite pro Monat angeschaut wurde. Die Auswahl der zur Verfügung stehenden Schriften ist groß, trotzdem ist nicht immer das Gewünschte dabei.

3. Google Fonts
http://fonts.google.com/
Auch Google hat das Problem erkannt und stellt 28 Schriftarten zur Verfügung die problemlos verwendet werden können. Einziger kleiner Nachteil kann sein: die Schriften werden von einem Google-Server aus geladen, wenn der Server jedoch überlastet ist, kann es zu Ausfällen kommen.

Aussichten
Im Gespräch sind neue, speziell für das Web erstelle Schriftformate, mit denen dann sowohl das rechtliche als auch das technische Problem gelöst sein wird. Bis das jedoch umgesetzt ist, wird leider noch einige Zeit vergehen und sich die Webgemeinde wohl oder übel in Geduld fassen müssen.

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